am 29.04.2017 brach meine welt zusammen.

nach über 3 jahren haben carmen und ich den kampf gegen den krebs verloren.

wir waren "das team",... wir waren "cama", "cama" war ein begriff, eine einheit.

wir haben als einheit lange gekämpft, viel durchgemacht, todesängste durchgestanden

aber auch so manchen kampf gewonnen und viel schönes erlebt. 

wir haben dem leben trotz allem (oder vielleicht auch gerade deshalb), positives abgerungen, und das nicht wenig. es war hart, extem hart und es gab viele situationen, in denen wir nicht mehr weiter wußten und einfach nicht mehr weiter wollten. 

und doch.... wir wurden immer stärker, die krankheit hatte uns mehr und mehr zusammen geschweißt. 

zweimal haben wir den krebs besiegt. nach dem zweiten mal waren wir noch vorsichtiger und skeptischer als nach dem ersten mal.

irgendwann wurde uns entwarnung gegeben und wir glaubten, dass wir nun endlich ruhe haben würden

dass wir leben könnten, das leben endlich genießen könnten

wir schmiedeten wieder zukunftspläne

das haus sollte verkauft und eine kleinere wohnung gekauft werden

wir sahen uns einiges an, aber so richtig entscheiden konnten wir uns nicht

ein hindernis war die masse an teilen, die sich alle im laufe der jahre bei carmen im haus angesammelt hatten und die wir doch zuerst aussortieren wollten

wir wollten noch dies und jenes sehen und erleben

unser großer traum war es, auf eigene faust kuba zu erleben. wir dachten, "bevor der ami dann in massen in dieses land einfällt", wollten wir es einmal erleben

 

Im august 2016 nach dem wir uns sicher waren, dass alles gutartig ist, schrieb carmen mir eine karte 

auf der vorderen umschlagseite stand

" werde alt mit mir....

das beste kommt erst noch"

innen schrieb sie dann 

"und das wird jetzt unser cuba urlaub"

sie bedankte sich bei mir. für was?, was ich tat, war mehr als selbstverständlich.

und sie brachte zum ausdruck, wie sehr sie mich liebt und wie stolz sie auf mich ist

 

wir wollten zusammen alt werden und noch mehr als nur kuba erleben

wir wollten noch einige reisen unternehmen, eine safari in afrika, mal eben kurz zum black friday nach new york und überhaupt die ein oder andere metropole sehen und erleben

ich habe mich endlich durchgerungen, einmal mit in ein musical zu gehen, also war "könig der löwen" geplant

und wir wollten im alter eine längere reise in die usa unternehmen, mit dem wohnmobil quer durch die usa touren und verwandte und bekannte besuchen

in den jahren, in denen carmen oder ich einen runden oder "halbrunden" geburtstag gehabt hätten, wollten wir uns eine größere reise vornehmen, kenia und afrika an sich, thailand, wieder mal in die dom.rep. und später dann noch amerika und und und...

noch im urlaub auf kuba war carmen so unheimlich erfreut darüber, dass sie die lange flugreise so gut überstanden hatte und wir überlegten, ende 2017 oder anfang 2018 nach mexiko zu fliegen.

in den übrigen jahren wollten wir kleinere reisen unternehmen, städte-trips unternehmen, alle canarischen inseln bereisen oder auch noch die ein oder andere griechische insel, vor allem kreta und unbedingt rhodos

carmen hatte daran noch so schöne erinnerungen, dass sie mir das unbedingt mal zeigen wollte

außerdem hat mallorca uns sehr zugesagt, so dass wir auch immer wieder mal dorthin reisen wollten.

 

reisen war unsere große leidenschaft, nicht unbedingt pauschalreisen, sondern so wie wir es 2 mal auf den kap verden, auf kuba oder auch auf mallorca erlebt hatten, vieles auf eigene faust unternehmen, keine geführte bus- oder rundtouren, das land selbst erleben und sich unter die leute mischen

 

eines unsere lebens-motto war....

wenn ich alt bin, möchte ich nicht jung aussehen, sondern glücklich

wir wollten zusammen in glück alt werden und zufrieden sein können

zufrieden mit sich selbst und miteinander 

 

aber am ende haben wir verloren

wir wurden nicht zusammen alt

doch trotz allem waren wir glücklich und zufrieden

glücklich über die jahre, die wir zusammen haben durften

zufrieden mit dem, was wir alles trotz der krankheit erreicht hatten

 

"cama" soll und wird auch ohne carmen und in ihrem gedenken weiter bestehen.

ursprünglich wollten wir hier auch auf dieser seite unsere reise-blogs vorstellen, aber das hätte wohl den rahmen gesprengt.

daher haben wir uns eine seite "www.cama-auf.reisen" vorgestellt, auf der wir unsere herrlichen reisen freunden und bekannten vorstellen wollten. ausserdem hatten wir bereits für kunden unserer gemeinsamen freundin, die ein reisebüro betreibt, informationen und wissenwertes zusammen gestellt, was wir auch auf diese seite bringen wollten. 

ob ich nun die domain "www.carmen-auf.reisen" kaufe und dort unsere reise-blogs einstelle oder doch hier, weiß ich derzeit noch nicht.

im moment komme ich noch nicht dazu, in ruhe etwas "neues" anzufangen.

 

 

wenn mich früher etwas beschäftigte, ich ins grübeln kam, nicht mehr weiter wusste, zutiefst traurig oder enttäuscht war und in die ein oder andere depri-phase verfiel, schrieb ich gedichte. 

diese art zu verarbeiten half mir weiter, es war manchmal für mich, wie mit einem freund zu sprechen.

in den besseren phasen meines lebens, in denen ich mehr oder weniger glücklich war, schrieb ich weniger.

 

nach dem tod von carmen saß ich an vielen tagen stundenlang vor dem pc und mir fiel nichts ein.

ich wollte schreiben, um zu verarbeiten, mir selber halt geben, aber da war nur leere.

jetzt und heute kann ich wieder schreiben

es liest sich für euch vielleicht wie wirres zeug

ja manchmal ist es echt ganz wirr, kein klarer gedanke und so viel durcheinander

aber dies aufschreiben hilft mir und vielleicht auch dir, wenn du gerade in einer ähnlichen situation stehst

außerdem.....wenn es dich wirklich interessiert, wie es mir geht,... das gehört auch dazu

vielleicht erkennst du mehr daraus, als aus dem, was ich im moment tue oder sage

weil.... nach außen hin funktioniere ich ja auch wieder

 

 

dein tod hat mir den boden unter den füssen weggerissen

der schmerz ist zeitweise unerträglich

der verlust kommt jeden tag zu besuch

genaus so wie die einsamkeit, die leere, die stille

manchmal denke ich, ich müsste doch darauf vorbereitet sein,

und doch erwischen sie mich immer wieder eiskalt

jeden tag falle ich ins leere, ins nichts

es ist nichts mehr da, was mir mal wichtig war

nichts mehr, was einen sinn macht

dieses überleben ist kein leben, 

es ist reines funktionieren

du hast mein leben mit leben erfüllt

hast mir einen halt, einen sinn, ein zuhause gegeben

ich war endlich angekommen

heute ziehen sich die tage endlos lange dahin

wie kaugummi, ausgekautes kaugummi,

zäh und geschmacklos sind die tage, ist mein leben

 

manchmal lebe ich in einer scheinwelt,

denke, du bist noch da

rede mit dir und stelle dann fest

ich rede ja doch nur mit mir selbst

oder doch nicht?

gebe ich mir selbst die antworten auf die fragen

die ich an dich richte

oder bist du doch irgendwie um mich rum 

und gibst mir deine antworten, gedanken

 

im gedenken an dich wollte ich dieses jahr nach rhodos fahren

du hast mir so viel vorgeschwärmt und warst so begeistert

als wir erfahren haben, dass du nicht mehr lange zu leben hast

haben wir noch vorgenommen, in diesem jahr dahin zu fahren

moni hatte schon ein hotel und eine reisezeit ausgesucht

aber der krebs ließ uns keine chance mehr

viel schneller als erwartet hat er zugeschlagen

und dein und unser kampf war chancenlos, aussichtslos

 

als wir erfuhren, dass der krebs zurück gekommen war 

und dass du daran sterben wirst

stellten wir uns oft die frage "warum?"

es zermarterte uns, weil wir nie eine antrwort darauf bekamen

egal, wie wir die fragen auch stellten

keiner hatte eine antwort, für immer unbeantwortet

wir wollten uns dann die fragen nicht nicht stellen,

um an der aussichtlosigkeit nicht die letzte kraft zu verlieren

wenn man auf fragen keine antwort bekommt,

schon gleich gar nicht auf eine so existenzielle frage,

dann kostet das kraft

man zermattert sich immer wieder den kopf,

sucht nach antworten, erklärungen

und kommt doch nicht weiter

bei uns beiden hat es ganz geklappt, nicht mehr zu fragen

da es rasend schnell ging, blieb dazu auch gar keine zeit mehr

und ich wollte für mich das auch übernehmen

gerade für mich kamen nach deinem tod die fragen vielfältiger und vermehrt 

und heute 

heute holen sie mich ein 

ab und zu kommen sie alle auf einmal wieder

 

auf deinem grab liegt ein glasherz mit der aufschrift

beste mama der welt

der reinste hohn

es muss für dich wie ein schlag ins gesicht sein

von welchem deiner kinder ist das wohl?

die, die sich nie um dich gekümmert haben

die, die in all den schweren jahren deiner krankheit so gut wie nie für dich da waren

wenn du manchmal ganz dringend jemand gebraucht hättest

weil du einiges alleine nicht mehr erledigen kontest

die sich ganz schnell wieder aus dem staub machten, wenn es etwas zu arbeiten gab

die meist nur kamen, wenn sie geld für autoteile oder fürs auto brauchten

oder die dich gar belogen und bestohlen haben

was sie von dir hielten, haben sie dir zu deinen lebzeiten schmerzlich gezeigt

da hilft nun nach deinem tod auch kein herz mehr

zu spät

hätten sie das mal dir zu lebzeiten noch gezeigt 

hätten sie danach gelebt, vieles wäre leichter gewesen für dich

 

heute bei der fahrt auf die arbeit kam im radio

"irgendwann, irgendwo, irgendwie sehen wir uns wieder"

ein partyschlager, ein stimmungssong, eine absolute party-mucke

und doch zuckte ich zusammen und musste an den rand fahren

minutenlang rannen die tränen

hoffnung auf ein wiedersehen oder nur billiger trost?

ich wünschte mir, es wäre kein billiger trost, sondern berechtigte hoffnung

vielleicht ist der tod doch nicht das absolute ende

vielleicht gibt es mir kraft, wenn ich daran denke, dass es nicht so ist

vielleicht glaube ich sogar mal daran, dass wir uns wiedersehen

vielleicht

 

an dem tage von der nachricht, dass du sterben musst

da habe ich so tief wie noch nie gespürt, dass wir eins sind

da lagen wir stundenlang weinend auf dem bett

fragend nach "warum?"

uns gegenseitig tröstend mit den erinnerungen an all die vielen schönen stunden

unser kurzes leben wie ein film vor unseren augen betrachtet

zu wissen, dass es gut und erfüllt war, tat gut

auch wenn wir uns nicht gerade  besonders darüber freuen konnten

verzweifelt, weil wir so viele unsere träume auf einmal unrealisierbar wussten

unser größter traum "gemeinsam glücklich alt werden" zerbrach mit einem mal

uns entschuldigend für all das negative, was wir uns angetan hatten

auch ein wenig hoffnung schöpfend wegen der studie mit dem neuen medikament

verzweifelt gehofft, dass wir dadurch vielleicht ein paar monate, jahre länger hätten

uns daran geklammert, wie ein ertrinkender an einen strohhalm